150.000 Opfer der Franco-Diktatur gelten in Spanien nach wie vor als „verschwunden“. Sie liegen auch Jahrzehnte nach dem Ende der Diktatur noch in anonymen Gräbern im ganzen Land verscharrt. Der Verein zur Wiedergewinnung des historischen Gedächtnisses
(Asociación para la Recuperación de la Memoria Histórica, ARMH) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Familien bei der Exhumierung ihrer Angehörigen zu helfen. Er bricht damit ein Tabu, das die spanische Gesellschaft seit Jahrzehnten prägt.
Mithilfe von etwa 500 Freiwilligen recherchiert der ARMH Einzelfälle in ganz Spanien, dokumentiert sie und führt die Exhumierungen in Eigeninitiative durch. So auch diejenige von Antonio Fernández, genannt „El Cesterín“. Der 24-jährige Korbflechter wurde in der Nacht des 9. Oktober 1936 von Franco-Milizen aus seinem Haus in einem Bergdorf nahe Ponferrada abgeführt, brutal ermordet und in einem Feld neben der Straße vergraben. Seine Söhne Constantino und Antonio, damals anderthalb Jahre und zwei Monate alt, wuchsen in dem Glauben auf, ihr Vater sei bei einem Nachbarschaftsstreit ums Leben gekommen. Aus Angst vor Repressalien verschwieg ihre Mutter ihnen den wahren Grund.
Mehr als 70 Jahre sollte es dauern, bis der Enkelin des Ermordeten, Adriana Fernández, Zweifel an der offiziellen Familiengeschichte kamen. Sie begann, von ihrem Heimatland Argentinien aus zu recherchieren und stieß bald auf Beweise, die ihre Zweifel bestätigten.
Am 7. Oktober 2011 reiste sie gemeinsam mit ihrem Vater Constantino und ihrem Onkel Antonio nach Spanien, um die Exhumierung ihres Großvaters zu begleiten.